Fast 800 Jahre belebten Benediktiner die alten Gemäuer der Abtei Brauweiler. Hier lebten, arbeiteten und beteten die Mönche, erlebten das Auf und Ab eines Klosters durch Jahrhunderte. Wie so viele Klöster im Rheinland bedeutete auch für Brauweiler die Säkularisierung durch Napoleon das Aus für den Orden. In die einst heiligen Mauern zog eine Arbeitsanstalt, später ein Landeskrankenhaus ein. Aber noch heute prägt die ehemalige Abteikirche St. Nikolaus mit ihrem hoch aufragenden Westbau nicht nur das Ortsbild Brauweilers, sondern bildet zugleich das weithin sichtbare Wahrzeichen dieses Gebietes.. Sie zählt zu den großen romanischen Kirchenbauten des Rheinlandes. In diesem Jahr feiert sie ihr 1000jähriges Bestehen.
Grund genug für den Veranstaltungsausschuss der LESE und seine Vorsitzende Christel Pfletschinger, einen Tagesausflug in den Norden Kölns zu organisieren. So trafen sich jetzt 25 Mitglieder und Freunde der LESE voller Erwartung an der Abtei, wo ihnen dann ein umfangreiches und spannendes Programm geboten wurde.
Es begann mit einer Führung durch das LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler mit seinen mittelalterlichen und barocken Klostergebäuden, dem Abteipark, der Gedenkstätte Brauweiler sowie einigen Gebäuden aus der Zeit der Arbeitsanstalt von 1802 bis 1968. Im Mittelpunkt stand die ehemalige Abteikirche, die in einem sehr guten Zustand erhalten ist. Aber auch die anderen vielseitigen historischen Gebäude mit ihren interessanten Innenräumen wie der barocke Äbte- und Kaisersaal, das Winterrefektorium, der Kapitelsaal und die Gedenkstätte im ehemaligen Zellenbau der Arbeitsanstalt Brauweiler wurden bewundert und bestaunt.
Die Abteikirche St.Nikolaus ist – wie auch die angrenzenden ehemaligen Klostergebäude – trotz vieler Krisen, Kriege und Konflikte in 1000 Jahren nie völlig zerstört worden. So ist der Kirchenraum ein herausragendes Zeugnis romanischer Baukunst. Die Struktur des romanischen Baus zeigt immer wieder die als göttlich und vollkommen angesehene Zahl Drei: Es gibt drei Kirchenschiffe, die Wände des Mittelschiffs sind dreifach horizontal gegliedert, und das Bodenniveau steigt dreifach von Ost nach West an.
Die vom Künstler Franz Pauli in den 1960er Jahren entworfenen Fenster hinter dem Altar zeigen Szenen aus der Geschichte der Abtei. So erinnert ein Fenster an eine der dunkelsten Zeiten der Abteigeschichte: Die biblische Überlieferung von „Daniel in der Löwengrube wird in die nationalsozialistische Zeit verlegt. Der Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer kniet wie Daniel zwischen den Löwen und wird von Adolf Hitler beobachtet. Adenauer war1944 für neun Wochen in dem als Gestapogefängnis genutzten Abteigebäuden inhaftiert.
In der Dauerausstellung wurden die Besucher dann über die ereignisreiche und vielseitige Geschichte der Abtei informiert. Nach der französischen Okkupation des Linken Rheinufers erfolgte 1802 die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation. Die Abteikirche wurde eine katholische Pfarrkirche, während die Abteigebäude nach einem napoleonischen Gesetz ab 1811 als Bettlerdepot und ab 1815 durch die preußische Regierung als Arbeitsanstalt genutzt wurden. Seit 1920 wurden „Bewahrungshaus“ und „Zellengebäude“ an die Kölner Justizverwaltung vermietet. Diese zwei Gebäude dienten ab 1933 ein Jahr lang als Konzentrationslager, danach bis 1945 als Gefängnis der Kölner Gestapo. 1944 wurde Konrad Adenauer hier zwei Monate lang inhaftiert; seine zweite Ehefrau Auguste unternahm in der Haft einen Suizidversuch. Über 1000 Menschen waren hier in der ganzen Zeit von den Nationalsozialisten inhaftiert worden. An diese Verbrechen erinnert eine Gedenkstätte auf dem Gelände. Die Ausstellung zeigt auch, wie die Nationalsozialisten bestimmte Häuser der früheren Arbeitsanstalt nutzten.
Erschöpft, aber tief beeindruckt von der Gesamtanlage der Abtei und der perfekt präsentierten Geschichte erholten sich die Teilnehmer zum Abschluss in „Rulands Zehntkeller“, wo es aufgrund der vergangenen Stunden an Gesprächsstoff nicht fehlte und man sich gleichzeitig mit Speis und Trank stärken konnte. Ein besonderer Dank gab es für die Organisatorin, Christel Pfletschinger für die gelungene Wahl des Ziels und perfekte Organisation. (e.B./de)