Beispielhaft für die Tische der LESE - Der traditionelle Adventsbrief des Pirandello - Tisches

Aus der Tradition der LESE als einer Art "Lesekabinett" sind zahlreiche "Tische" entstanden. Das Interesse an politischen Nachrichten einerseits und die für den Einzelnen unerschwinglichen Kosten eines regelmäßigen Zeitungsbezuges andererseits führten damals, in der Frühzeit der Aufklärung, das selbständig werdende Bürgertum in Lesekabinetten zusammen, in denen man das gemeinsam Gelesene diskutieren konnte. Die Tradition des Lesekabinetts hat sich in der Form der Tische in der LESE heute fortgesetzt. Die Tische treffen sich zu festgesetzten Zeiten.Die Tische sind das Herzstück der LESE. Wir veröffentlichen den Adventsbrief des Pirandellotisches, der beispielhaft einen intensiven Überblick über den Jahresablauf eines Tisches vermittelt.(de)

 

Liebe Pirandello-Damen- und -Herren, liebe Gäste,

wieder liegt hinter uns ein Jahr voller Krisen und Herausforderungen. Vermehrt belasten kriegerische Auseinandersetzungen den Frieden in der Welt. Sie rücken uns näher und fordern Beiträge Deutschlands zur Eindämmung. Überdies belastet der Klimawandel uns bereits gegenwärtig und verlangt Investitionen in die Zukunft. Unsere wirtschaftliche und finanzielle Lage vermag nicht mehr die selbstverständliche Stabilität der jüngeren Vergangenheit auszustrahlen. Unsere demokratische Ordnung erlebt beträchtliche Belastungen. Sie sieht sich verstärkt Kritik ausgesetzt, obwohl sie eigentlich eher durch konstruktives Engagement gestärkt werden sollte. Dies alles fordert Diskussionen heraus – auch bei uns in der LESE.

Wir in der LESE beschäftigen uns auch mit solchen Grundsatzfragen und vertiefen zudem gegenwärtige und historische Themen nicht zuletzt bei Begegnungen und auf Anregungen aus Referaten an unseren Tischen. Ich freue mich dabei besonders über die lebendige Atmosphäre an unserem Pirandello-Tisch und bin dankbar, dass das alles nach Abklingen der Corona-Pandemie wieder möglich ist. So konnten wir in diesem Jahr wieder unsere monatlichen Treffen abhalten.

Im Januar hat uns Christa Saamer in die Welt von Märchen mit guten und problematischen Menschen geführt und daraus eine Überleitung zum Thema Welthungerhilfe entwickelt – „Märchen – Nahrung für Kopf und Bauch“. Im Februar hat uns Dr. Horst Peters die Bedeutung von VAW Bonn für die weltweite Entwicklung der Aluminium-Industrie vermittelt und dabei den Beitrag des ihm persönlich und beruflich verbundenen Dr. Klaus Bielfeld gewürdigt, der zu Lebzeiten in der LESE und Mitglied des Pirandello-Tisches war. Im März haben wir den geologisch und wirtschaftspolitisch reichhaltigen Vortrag von Dr. Jürgen Haffke mit Analysen zu den Mängeln im Zusammenhang mit der Ahr-Flut gehört – Mängel, denen zur Vermeidung einer ähnlichen Katastrophe entgegengetreten werden muss. Verschwörungsmythen war das Thema von Cornelia Szyszkowitz im April. Sie analysierte das vermehrte Vorkommen von derartigen Mythen und von Fake News und erläuterte den Umgang damit, insbesondere im Rahmen ihrer Arbeit bei der Telekom, ihrem Arbeitgeber. Der deutsche Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant, der am 22. 4. 1724 in Königsberg geboren wurde, ist Anlass für wichtige Veranstaltungen zu seinem 300. Geburtstag. Ein Schwerpunkt dieser Veranstaltungen findet nächstes Jahr in Bonn statt. Die LESE, für die die Aufklärung ein wichtiges Thema schon in ihrer Gründungsphase war und auch noch heute ist, hat das „Kant-Jahr“ und dessen Vorbereitung zum Anlass für mehrere Vorträge genommen. Am Pirandello-Tisch sollte deshalb im Mai ein Vortrag dazu von Prof. Dr. Günther Sokoll stattfinden. Wegen der Bedeutung des Themas wurde dieser Vortrag auf die Plenar-Ebene der LESE im Mai gehoben. In seinem Vortrag „Kant und LESE – Geschichte und Zukunft“ schilderte Günther Sokoll die Vorbereitung der Feierlichkeiten zum „Kant-Jahr“ und arbeitete insbesondere die Bedeutung von Kant für die Jetztzeit heraus. Im Juni trug Johann Hahlen zum Thema „Digitalisierung und Bedienerfreundlichkeit“ vor. Der Vortrag arbeitete die aktuelle Bedeutung der Digitalisierung und deren Anwendungsprobleme heraus. Mit einem Glossar mit 67 Begriffen/Abkürzungen und einem Beispiel für ChatGPT-X bereicherte er die Darstellung. Unser Treffen im Juli fand in Form eines Plauderabends in der Weinmühle in Oberdollendorf statt. Prof. Dr. Michael Bohnet trug im August – auf der Grundlage seiner früheren Erfahrungen als Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - zur deutschen zivilen/entwicklungspolitischen Unterstützung der Ukraine vor und machte damit deutlich, dass die diese Unterstützung für die Ukraine sich bei weitem nicht im Militärischen erschöpft. In seinem Vortrag im September richtete Dr. Andreas Maurer unser Interesse auf Venedig und insbesondere das dortige Ghetto in seiner historischen und zeitgeschichtlichen Bedeutung, auch mit Blick auf die im Verlag von Dr. Maurer dazu erschienenen Schriften. Im Oktober trug Dieter Jepsen-Föge zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor. Er schilderte die breit gefächerte politische Diskussion und warb dafür, gerade angesichts wachsender Bedeutung von privaten Rundfunkanstalten und sonstigen divergierenden Medien die demokratiestärkende Bedeutung gerade des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht zu unterschätzen. Im November schließlich fand unser nun schon traditionelles Gänseessen im Haus am Rhein statt.

Unsere Treffen hatten wiederum die bewährte harmonische Gesprächsatmosphäre. Ich danke allen, die durch ihre Referate und durch Empfehlungen für Referenten und sonstige  Anregungen zur Gestaltung unserer Treffen zum Gelingen unserer Zusammenkünfte beigetragen haben. Unser Programm für die ersten Monate von 2024 steht inzwischen weitgehend. Weitere Anregungen für unsere Veranstaltungen, insbesondere in der 2. Jahreshälfte, sind willkommen.

Persönlich blicken wir auf einige besondere runde Geburtstage in diesem Jahr zurück: Johanna Linssen und Monika Frisch feierten ihre 80. Geburtstage. Abschied nehmen mussten wir von Ines Schroers und Erich Mey, die durch ihr Engagement wichtige LESE-Mitglieder waren.

Meine Frau und ich wünschen Ihnen von Herzen alles Gute für die Adventszeit, die Weihnachtstage und den Start ins Neue Jahr. Wir freuen uns auf viele schöne Begegnungen in der LESE, vor allem natürlich am Pirandello-Tisch.

Auch im Namen meiner Frau grüße ich Sie ganz herzlich

Ihr

Volker Busse