Beeindruckendes Kleinod - Pirandellotisch besucht Krippe in Sankt Peter

Beeindruckendes Kleinod - Pirandellotisch besucht Krippe in Sankt Peter



"Nach Weihnachten ist vor Weihnachten", sagte sich der Pirandellotisch. Und da in der Vilicher Kirche Sankt Peter die sehenswerte Krippe noch nicht abgebaut war, nutzten die Mitglieder kürzlich ihr monatliches Treffen, um sich Kirche und Krippe in aller Ruhe anzuschauen. Mit Doris Busse, der Ehefrau des Tischvorsitzenden, hatten sie eine Führerin, wie sie geeigneter nicht hätte sein können: zeichnet sie doch jährlich verantwortlich für den Aufbau der Krippe.

Zunächst jedoch machte sie ihr Publikum mit der Kirche Sankt Peter vertraut, die erstmals als Kapelle an dieser Stelle um das Jahr 500 herum erwähnt worden war. Graf Meningoz und Gerberga, Angehörige eines Adelsgeschlechts, die Ländereien in Vilich und in der Umgebung besaßen, stifteten später um das Jahr 970 nach dem Tod ihres einzigen Sohnes dessen Erbteil für den Bau einer Kirche und eines Frauenklosters. Diesem Kloster sollte die jüngste Tochter Adelheid vorstehen. Zunächst aber gründete Adelheid kein Kloster, sondern ein Damenstift., später dann doch ein Benediktinerinnen-Kloster, deren Äbtissin sie wurde. Sie wirkte segensreich in Vilich und der Umgebung und kümmerte sich um Alte und Kranke und brachte den Kindern das Lesen, Schreiben und Singen bei. Als Adelheids Schwester, die das Kloster Maria im Kapitol in Köln leitete, starb, wurde sie auch dort Äbtissin. Bei einem Aufenthalt dort im Jahr 1015 starb Adelheid, wurde nach Vilich überführt und dort beigesetzt.

Im Truchsessschen Krieg 1583 wurde die Vilicher Kirche zerstört, und die Gebeine von Adelheid gingen verloren. Die Wallfahrten verlagerten sich nach Pützchen. Adelheid hatte dort während einer Dürre mit ihrem Stab in die Erde gestoßen und Wasser kam hervor, das sog. Pfützchen. Daher stammt wohl der Name Pützchen, aus dem sich schließlich „Pützchens Markt“ entwickelte.

Die Stiftskirche St. Peter war ursprünglich wesentlich länger in ihrer Ausdehnung. Sie wurde jedoch nach einer Zerstörung nur teilweise wieder aufgebaut. Zuvor dehnte sie sich eigentlich bis zu der dem Ausgang gegenüberliegenden Mauer aus. Der Turm wurde erst im Jahr 1700 angesetzt.

Ursprünglich gab es auch eine Pfarrkirche (St. Paulus), die in der Nähe stand. Diese wurde 1765 von einem Hochwasser der Sieg unterspült und stürzte ein. Seitdem ist St. Peter Stifts- und Pfarrkirche. Am 18. Oktober 1944 wurde die Kirche durch eine Brandbombe zerstört.

Die Fenster wurden 1959-1966 von Walter Brenner aus Aachen, der auch die Fenster im Aachener Dom machte, geschaffen. Eine Mutter-Gottes-Skulptur aus der Parler Schule stammt aus dem Jahr 1380.

1978 konnten die Vilicher mit Stolz das 1000 jährige Bestehen ihres Stiftes feiern. Dies alles erzählte Doris Busse und stimmte so ihre interessiert  lauschenden Besucher auf die Geschichte der Krippe ein.

Mit Krippendarstellungen überhaupt hatte der Hl. Franziskus ca. 1300 begonnen.
Die Krippe
in Sankt Peter gibt es seit den 1960er Jahren. Die Krippenfiguren sind im Wesentlichen von der Krippenkünstlerin Lita Mertens (1879-1979) geschaffen, nämlich Maria, Josef, Jesuskind, Hirte, Könige, Ochs und Esel, einige Schafe…

Lita Mertens hatte schon vor dem 2. Weltkrieg angefangen, Krippen zu fertigen. Nach dem Krieg setzte sie ihre künstlerische Arbeit in Bonn fort, so z. B. in St. Margaretha in Grau-Rheindorf und in St. Cäcilia in Oberkassel, auf dem Venusberg, in Dransdorf…

Es wird berichtet, dass der Pfarrer Rosauer aus Oberkassel kurz vor Weihnachten 1947 Frau Mertens gefragt hat, ob sie ihm noch bis Weihnachten Krippenfiguren machen könne. Zunächst sagte sie ab, doch am 20. 12. hatte sie dann die Hl. Familie fertig. Auf die Frage, was sie denn dafür bekäme, erbat sie Lebensmittel und Material für weitere Krippenfiguren. Unser Jesuskind hatte übrigens Pfarrer Rosauer zurück gegeben, da er es zu klein fand. Er wollte eines, das stehen kann. Daraufhin hat die Vilicher Frauengemeinschaft es 1964 für 50 DM gekauft. Lita Mertens wurde 100 Jahre alt . Kurz vor Ihrem Tod hat sie noch unseren Ochsen entworfen.

Der Referentin wurde für ihren engagierten und inhaltsreichen Vortrag mit herzlichem Beifall gedankt. (E.B./de)